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Der Frankfurt-Ironman aus ganz anderer Sicht:
10
Std. 06 Min.! Das ist das Ergebnis unseres LSV-Ironman 2009.
Eine
tobende Menge am roten Teppich entlang, die letzten 500 m geht’s noch mal
leicht bergauf, man merkt es nicht, die Menschen brüllen einen zum Zielbogen.
Dann die Aussage vom Sprecher durchs Mikro:
„Und als nächstes kommt Bernd Matheis vom LSV 07!“
Geschafft! Glücklich und ziemlich platt im Ziel wird man von 2 Helfern empfangen. Erste Frage: ,,Brauchen Sie einen Arzt?“ Antwort: ,,Nein“ (Ich doch nicht.....). Auch hier Menschenmassen, die klatschen während die Sportler zum Verpflegungszelt geleitet werden. Und nachdem die ersten zwei Brötchen und drei Recovery-Drinks im Bauch sind und ich langsam anfange, mich unter den Händen einer erfahrenen Masseurin zu entspannen, lasse ich den Tag noch mal Revue passieren…
Es
war eine recht unruhige Nacht, den Wecker um 3 Uhr heute nacht hätte ich fast
nicht gebraucht. Raus, noch mal fünf Toasts reingeschoben, eine Stunde Fahrt
zum Römer ins Parkhaus. Mann, wo bleibt der Shuttle zum Waldsee in Langen? Ich
nehme mir vor, ganz ruhig zu bleiben. Nicht ganz einfach bei 25 Min. Wartezeit.
Dann noch schnell in den Wald (da alle Dixies belegt sind) und dann wurde es schon
langsam Zeit. Noch schnell Luft auf die Reifen gepumpt, alle Riegel und Flaschen
am Rad verstaut und den Neo angezogen. Dann geht’s auf zur Startlinie.
Die
Profis waren bereits eine Viertelstunde früher im Wasser. Noch ein suchender
Blick in die 30.000 Zuschauer, aber ich konnte meine beiden Kumpels Immes und
Frank nirgends ausmachen.
Langsam
aber sicher macht sich ein grummeliges Gefühl im Bauch breit. 2.300 Starter auf
einer Breite von 300 m im See. Wie soll das gut gehen? Noch eine Minute bis zum
Start, Schuss!!!!!!!!!!!!!
Und
dann geht sie los, die größte Seeschlacht aller Zeiten. So stellt man sich eine
Wäscherei im Mittelalter vor, nur spritzendes Wasser, rote Badekappen und ein
Riesenlärm, ein Hauen und Stechen ohnegleichen. Da ich lebend aus diesem
Abenteuer hervorgehen möchte beschließe ich, mich ganz am Rand zu halten, was
gleichbedeutend ist mit einer erheblichen Verlängerung, von bestimmt 400 m der
Schwimmstrecke. Von Schwimmstil kann bei so einer Veranstaltung natürlich keine
Rede sein, aber dank Juttas und Rainers Schwimmtraining fällt es mir nicht
schwer, auch diese Länge zu bewältigen. Mit zahlreichen anderen Athleten kämpfe
ich mich den steilen Kiesanstieg hoch: 1 Std.10 Min. Der erste Teil ist
geschafft!
Den
Neo schon mal auf halbe Höhe runter und weiter zum Rad, dann mit Vollgas auf
dem Rad in Richtung Frankfurt. Erstmal nur Kette rechts und essen, essen
essen...................
Unterwegs
noch die gute Tat des Tages: Einem danebengreifenden Mitfahrer noch einen
Riegel gegeben, er hat sich halb überschlagen vor Dankbarkeit.
Nach
ca. 30 km der erste knackige Anstieg, genannt „The Beast“ in Bergen-Enkheim
gefolgt vom für mich schlimmsten Teil der Radstrecke, nicht ohne Grund „The
Hell“ genannt. Es handelt sich hierbei um ein ca. 800 m langes Stück aus
mittelalterlichem Kopfsteinpflaster und letztendlich noch einem leichten
Anstieg zum Schluss, bei dem ich mich dann vom meinem Flaschenhalter
verabschieden musste. Auf der gesamten Radstrecke trotz der frühen Stunde
bereits zahlreiche jubelnde Zuschauer.
Darauf
folgte der „Hühnerberg“ und dann kam das
Highlight der Radstrecke: In Bad Vilbel liegt die Power-Bar-Meile, auch
Heartbreak-Hill genannt. Dort wird jedes Radlerherz weichgekocht. Eine total
enge Gasse, die von derart begeisterten Sportfans freigelassen wird. So muss
‚Tour de France-feeling’ sein.
Diese
Strecke wird 2 mal absolviert.
Bei
der zweiten Runde ein Adrenalinschock: Mein Nebenmann stürzte völlig überraschend
bei Tempo 38 km/h und sein Rad flog fast vor meines. Mit Glück konnte ich einen
Sturz vermeiden; er hätte bei dieser Geschwindigkeit das Aus bedeutet. Bis auf
den sehr starken Wind verlief der Rest recht ruhig, wie man an der
Zeit von 5 Std. 07 Min. für 180 km Strecke erkennen kann. Ich hatte fast
den von mir gewünschten Schnitt von 36 km/h erreicht.
Nach
einem für mich schnellen Wechsel von 2 Minuten ging ich frohen Mutes auf die
Laufstrecke. Die erste Runde von 10 km verging im wie Flug und ich traf
unterwegs einiges an Prominenz (Andrea Brede und Faris Al-Sultan), mit der ich
sogar ein kleines Stück mitlaufen konnte.
Auch
die zweite Runde war noch ganz ok, doch dann stellten sich bei 35° C auf nahezu
schattenloser Strecke Probleme ein. Bis zum 31. km konnte ich zwar noch ein
recht vernünftiges Tempo halten aber danach hatte mein Magen beschlossen, keine
Nahrungsaufnahme mehr zuzulassen. Anstatt die dringend benötigten Kalorien
zuzuführen, musste ich mich mit kleinsten Schlucken Wasser und Cola zufrieden
geben. Und so begann ich, wie man so schön sagt, leerzulaufen. Wäre die Strecke
nicht von so vielen begeisterten klatschenden und rufenden Zuschauern gesäumt,
von ständig anfeuernden Helfern, von
lauter Partymusik, die einen immer wieder hochpeitscht, ich hätte wohl
aufgegeben. Und in diesem Zustand entdeckte mich meine Familie, die mich dann
nach Überquerung der Mainbrücken jeweils besonders genau im Auge behielt.
Ich
kann heute sagen, es waren die härtesten
10 km in meiner Sportlerlaufbahn aber ich habe sie ohne Gehpause durchgezogen!
Beim
Passieren des 200 Meter langen roten Teppichs nach 10 Stunden und
6 Minuten vergaß ich alle
Schmerzen und Strapazen. Die Zuschauer hatten mich so gefeiert, wie schon zuvor
der erste Sieger gefeiert worden war. Die reine Gänsehaut!
Es
war ein gigantisches Erlebnis. Auf Platz 332 von 2.300 Teilnehmern beendete ich
den längsten Tag des Jahres mit dem Fazit:
Mein
schnellstes Rennen, mein schönstes Rennen aber auch der härteste Wettkampf, an
dem ich in meinem gesamten Sportleben teilgenommen habe.
Mit
sportlichem Gruß
Euer Bernd